Sonntag, 12. Oktober 2014

Lausanne - hier könnte man leben

Gestern war es endlich soweit. Nach gut drei Monaten habe ich endlich eines meiner Herzblätter wieder in den Arm schließen können: Ina. Sie studiert ja mit mir gemeinsam in Dresden und muss auch einen Auslandsaufenthalt absolvieren. Sie ist als AuPair in Avry-sur-Matran (Fribourg/ Freiburg), nachdem sie auch bereits einen Rückschlag erleiden mussten. Immerhin ist das hier ihre zweite Familie. 
Lausanne bildet fast die Mitte, vielleicht etwas näher an mir gelegen. Aber Ina hatte einfach das bessere Zugticket, weshalb sie auch eine längere Strecke mit dem IC fahren konnte. Wir haben uns also am Bahnhof verabredet und als wir uns gesehen haben, war es da, dieses Wohlfühl-Gefühl, das Stückchen Heimat, das jemand einen versteht, ohne viel reden zu müssen. Und vor allem, dass jemand die gleichen Interessen hat und mit dem man auch Fotos machen kann, ohne dass man ein schlechtes Gefühl haben muss, wenn man für die richtigen Motive 10 Minuten an einer Stelle steht. 
Unser erster Weg in Lausanne hat uns an den Hafen Ouchy geführt. Das Wetter war bewölkt und teilweise hat es auch geregnet. Aber am Hafen haben wir einen kleinen Imbiss gefunden, wo wir Cappuccino getrunken haben und erst einmal über alles reden mussten. Wir haben hier ganze 2 Stunden gesessen und nur gequatscht. Es war schön. Wirklich. Und sie hat mich bestätigt, dass es mich zwar hätte schlechter treffen können, dass es aber dennoch nicht in meinem Sinne ist, wenn ich nur so wenig mit der Familie reden kann und wenn dann immer noch diese vielen kleinen Dinge auftreten, die ich nicht noch einmal erwähnen muss. Sie versucht ihre Familie, deutsch-schweizerische Eltern, zu fragen, ob sie für März nächsten Jahres oder den Sommer über jemanden benötigen. Vielleicht ist das für mich ja noch einmal ein neuer Schritt. Ich nehme meinen Aufenthalt dennoch als Erfahrung mit, die mir zeigt, dass zu Hause eben doch alles anders ist. Außerdem haben wir feststellen können, auch durch andere Meinungen, dass wohl die Standards in Frankreich und Schweiz einfach sehr verschieden sind. Und auch wenn mein Blog auf Schweiz anspielt, weil ich jeden Tag durch das Land fahre, lebe ich ja eigentlich in Frankreich und das merkt man eben dann doch.
Nun gut, zurück zum Hafen. Die Uferpromenade ist zauberhaft. Es gibt kleine Wasserspiele, die sich über die Promenade erstrecken, ebenso zahlreiche Hotels, kleine Imbisse, Parkanlagen und Museen, wie das Musée Olpympique, wo wir leider nicht waren. Beeindruckend war die Skulptur "Ouverture au monde", die ein Geschenk von Rotary International an die Stadt bezüglich des Rotary-Weltkongresses war. Konzipiert wurde sie von Ángel Duarte und ist aus rostfreiem Stahl. Super Ding! Supergeil! Außerdem gab es zahlreiche kleine Boote zu sehen oder große Schiffe, welche auch Tagestouren über den See anbieten. 
Nachdem wir dann von einem Schauer überrascht wurden, sind wir erst einmal Richtung Altstadt gelaufen, da wir unbedingt eine Chocolaterie besuchen wollten und auf den Bauernmarkt, der jeden Mittwoch und Samstag in der Altstadt ist, bummeln wollten. Man muss dazu sagen, dass wenn man in Lausanne flaniert gleichzeitig etwas für seine Beine tut. Es geht nämlich immer wieder bergauf-und abwärts. Und das auch ganz schön steil. Demzufolge waren wir leicht verschwitzt, als wir endlich die Altstadt erreichten. Zuerst waren wir auf dem Place St. Francois, auf dem die gleichnamige Kirche steht. Mehr wie ein viel befahrenen Platz und Treffpunkt zahlreicher Buslinien ist das meiner Meinung nach aber auch nicht. Wir waren noch kurz in einem kleinen Einrichtungs-/Dekorationsladen, aber mehr wie schauen wollten wir auch nicht. 
Über den Place de la louve ging es durch zahlreiche steile, kleine Einkaufsstraßen zum Place de la Riponne. Auf dem Weg dahin sind wir an Tonys Confiserie vorbei gekommen. Sie stand in Inas Reiseführer und lag auf unserem Weg. Hier gab es viele kleine Törtchen, Kuchen, Gebäck, Schokolade und Macarons. Letztere haben wir mitgenommen und auf einer Bank gleich verputzt. Für mich waren es die ersten Macarons überhaupt. Und was soll ich sagen? Sie waren göttlich. Wir hatten unter anderem die Sorten Karamel, Himbeer, Pistazie, Zitrone, Kaffee und weitere. Wer die Macarons noch nicht kennt: das ist ein Baisergebäck, meist aus Mandelmehl mit einer Crème zwischendrinnen. Und ja, ich werde sie bald selber backen!
Außerdem sind wir an einem Aldi vorbeigekommen. Es war klar, dass wir da hinein gehen mussten. Immerhin war es für mich die Gelegenheit ein schwarzes Brot zu kaufen. Und es gab natürlich auch eines. Endlich! Ich hab es heute früh gleich gegessen, nachdem der Tisch mit Baguette und Brioche gedeckt war. Herrlich!
Zurück zum Place de la Riponne. Hier haben wir auf einem Brunnen gesessen und unseren kleinen Wein, den wir günstig aus dem Aldi ergattert haben, getrunken. Der Platz ist sehr weitläufig und auch etwas ruhiger als der Place St.Francois. Hier steht das Palais der Rumine. Es war einst ein Universitätsgebäude, beherbergt heute aber fünf Museen unter anderem das Musée des Beaux-Arts. Bei einem nächsten Besuch geh ich da definitiv rein, denn jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt gratis. Von hier aus ging es dann viele Treppen bergauf zur gothischen Kathedrale Notre Dame. Das Außengelände bietet einen gigantischen Blick über Lausanne und auf den Genfer See. Man kann sogar das Jura und die Alpen sehen. Nur leider hatten wir wieder viele Wolken, die uns den weiten Blick nicht frei gaben. Nichtsdestotrotz sind schöne Fotos entstanden. Doch auch das Innere der Kathedrale ist unbeschreiblich. Die Orgel zählt 7000Pfeifen und zählt damit zu einen der teuersten und größten Orgeln der Welt. Bekannt ist die Kathedrale auch für ihre 9m hohe Fensterrose im Querhaus. Normalerweise bin ich kein Kirchgänger, aber so eine Kathedrale fasziniert mich mit ihrer Architektur immer wieder. Das Rippengewölbe und die Höhe - beeindruckend. 
Da der Großteil des Tages beim Verlassen der Kathedrale schon vorbei war, sind wir wieder gen Hafen gelaufen. Inas Reiseführer hat uns noch einen Besuch in einer Crêperie vorgeschlagen, welche ganz unscheinbar in einem winzigen Gässchen lag. Für mich gab es einen Crêpe mit Ahornsirup und für Ina einen mit Karamell und gesalzener Butter. Beide waren sehr, sehr lecker. Verwundert hat mich nur, dass der Crêpe nicht rund und dünn, sondern quadratisch und doch eher dick war. Meine Gastmutter meinte ja, dass es in Frankreich heißt, je dünner der Crêpe, desto besser. Aber: wir waren ja in der Schweiz. Vielleicht liegt darin der Unterschied. Man weiß es nicht, denn es bedarf unbedingt einen weiteren Essenstest. :D
Zurück am Hafen erwartete uns ein wunderbarer Sonnenuntergang. Den kann man einfach nicht in Worte fassen. Wir waren bestimmt eine Stunde an der gleichen Stelle. Fotografieren und genießen. Wunderbar. In diesem Licht zeigte sich auch die Eole am Hafen in einem wunderbaren Glanz. Die Eole ist eine halbkreisförmige Windfahne. Circa 20m im Durchmesser und richtet sich je nach Windrichtung aus. 
Bis unser Zug gefahren ist, haben wir noch am Hafen verweilt. Abends beginnt die Stadt erst richtig zu leben. Das hat man vor allem am Bahnhof gemerkt, der von Menschenmassen überströmt wurde. Der Großteil natürlich Jugendliche. Ina und ich sind gegen 9 heim gefahren. Beide aber in andere Richtungen. Leider. Der Abschied war wie immer schwer. Auch das ein oder andere Tränchen kam. Aber vielleicht sehen wir uns nächste Woche noch einmal. Ansonsten besuche ich sie im Winter. und aller spätestens im April sehen wir uns wieder.
Der Tag war für mich wunderschön. Auch wenn wir wieder nur einen Bruchteil gesehen haben, muss ich sagen, dass mich Lausanne mehr fasziniert als Genf. Es sind die kleinen Gässchen und der Hafen, die einen sofort ein Gefühl von Urlaub versprühen lassen. Es war wunderbar.

Die Fotos kommen morgen. Muss sie noch ordnen und für euch in eine Diashow verpacken. Bei 250 Stück werden es wohl mal mehr, die ihr zu sehen bekommt.

Et voilà!




Coppet

Heute war ich für zwei Stunden mal unterwegs. Allein. Hab mir das Auto geschnappt und bin trotz stark bewölktem Himmel nach Coppet gefahren. Das kleine schweizerische Städtchen ist ungefähr 10km von Sauverny weg und war der Ausgangspunkt für meine gestrige Zugfahrt nach Lausanne. Das Auto abgestellt, habe ich meine Kamera geschnappt und bin an den kleinen Hafen gelaufen. Also die Häfen sind hier echt alle wunderschön. Das Rauschen des Wassers aber auch der Geruch entspannen einen. Leider kann man nur nirgends längere Wege an der Hafenpromenade zurücklegen, da viele Grundstücke privat sind. Da muss man eben zur Straße zurück laufen und dann wieder an der nächstbesten  Möglichkeit ans Wasser zurückkehren. Was mich außerdem überraschte, dass trotz Sonntag so wenig Leute anzutreffen waren. Wer weiß ob es daran lag, dass es mal etwas frischer als die letzten Tage war.
Vom Hafen aus bin ich anschließend zum Chateau de Coppet (Schloss). Das Schloss hat gehörte einst einem Herrn Necker, der der Finanzminister von Ludwig XVI. war.  Zu sehen ist darin der Familienbesitz der Familie Necker. Da mich dies nicht wirklich interessierte, habe ich das Schloss nur von Außen begutachtet. Es ist relativ klein und liegt direkt im Ort. Man muss nicht erst mit dem Auto irgendwo hin fahren. Umgeben ist es von vielen kleinen Wohnhäusern, zum teil modern, zum teil im typisch französischem Charme. Die Gässchen führen in das Stadtzentrum. Wenn man hier überhaupt von einem Zentrum reden kann. Einige Häuser waren mit Rundbögen und Gewölben bestückt. Hier findet man wirklich kleine Läden, unter anderem auch eine Confiserie mit Macarons. Und ja, ich habe mir welche geholt. Und sie waren besser als die von gestern. 
Nachdem ich einmal durch die Stadt gelaufen bin, kehrte ich zum Auto zurück und bin noch etwas weiter gefahren. Im Nachbarort Founex habe ich wieder gehalten und ebenfalls am Hafen verweilt. Eigentlich wollte ich noch bis nach Nyon. Ich war auch da. Aber als es anfing zu regnen, habe ich den ersten Kreisverkehr genommen und bin wieder zurück gefahren. Obwohl mich die Kreisverkehre hier nerven, sind sie doch manchmal eine große Hilfe wenn es um das Wenden geht.
Zurück in Sauverny hatten die Eltern Besuch von einer Frau, die in Genf lebt und wahrscheinlich meine Nachfolgerin wird und die Kinder dann nachmittags holt und abends herumfährt. Ich frag mich, warum man nicht eher auf so eine Idee kommt, denn immerhin bleibt sie in Genf wohnen. Ich muss es ja nicht entscheiden und manche brauchen eben doch länger mit Denken. :)

Hier nun Fotos:


Hafen von Coppet



Wenn man nach rechts nicht hinein springen darf, geht es dann auf der linken Seite?

Hafen Coppet

Chateau de Coppet

Innenhof

Innenhof

Dachblick

Wasserblick





Hafen von Founex